Lerchenfeld in Köfering

Lerchenfeld in Köfering

Die Familie Lerchenfeld ist ein altbayerisches Adelsgeschlecht, das urkundlich erstmals im Jahr 1070 erwähnt wird mit Bernhard von Lerchenfeld, der als Zeuge auf einer Urkunde des Klosters St. Emmeran auftritt. Der Ort Lerchenfeld, von dem die Familie ihren Namen hat, liegt nahe der heutigen Stadt Neutraubling bei Regensburg. Der einzig erhaltene Bericht über die Inthronisation von Otto von Wittelsbach als bayerischer Herzog im Jahr 1180 wurde von einem Lerchenfeld, der Domherr in Freising war, geschrieben. Nach der Überlieferung hat er die arabischen Zahlen in Europa eingeführt. Anfang des 14. Jahrhunderts ist die Familie in Regensburg ansässig. Als Handelsleute in der Stadt Regensburg waren die Lerchenfelds Patrizier geworden. In der unteren Bachgasse in Regensburg gibt es heute noch den Lerchenfelder Hof, der aber schon lange nicht mehr in Besitz der Familie ist. Angeblich wurden die Lerchenfelds in Folge einer Fehde mit einem anderen Regensburger Patriziergeschlecht aus der Stadt Regensburg verbannt, nachdem ein Lerchenfeld in einer Ratssitzung einen anderen Patrizier verprügelt haben soll. In der Folge waren die Lerchenfelds in Straubing ansässig und dort ebenfalls Handelsherren. Sie bekleideten oft die Ämter des Bürgermeisters und waren herzoglich bayerische Räte. Von Kaiser Sigismund erhielt Haymeran Lerchenfeld im Jahr 1427 den kaiserlichen Wappenbrief, das heißt die Bestätigung des Uradels. Es folgten weitere Bestätigungen des kaiserlichen Adelsstandes mit verschiedenen Wappenverbesserungen von den nachfolgenden Herrschern. Häufig waren diese Adelsbestätigungen und Wappenverbesserungen die Belohnung für militärische Taten oder die finanzielle Unterstützung der jeweiligen Herrscher. Caspar Sigismund von Lerchenfeld war im 19. Jahrhundert ein höchst erfolgreicher Handelsherr, der seinen sechs Söhnen jeweils eine Herrschaft überließ. Köfering, Gebelkofen, die obere und die untere Herrschaft in Brennberg, Ammerland und Aham. Er kaufte im Jahr 1569 die Herrschaft Köfering, wo wir heute noch ansässig sind.
Im Jahr 1653 wurde die Familie in den Reichsfreiherrnstand erhoben und im Jahr 1698 wurde mit Franz-Adam Graf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg die Linie Köfering in den Reichsgrafenstand erhoben. Nach Gründung des Königreichs Bayern waren die Lerchenfelds erbliche Reichsräte der Krone Bayerns.

 

Heute bestehen von vielen Familienzweigen, die es im Verlauf der rund 930-jährigen Familiengeschichte gegeben hat, nur noch zwei Linien. Die Anfang des 19. Jahrhunderts evangelisch gewordene Linie der Freiherrn von Lerchenfeld ist heute in Heinersreuth in Franken ansässig und die Linie der Grafen von und zu Lerchenfeld in Köfering. Das Wappen der Familie zeigt zwei Motive. Links oben und rechts unten eine auffliegende Lerche auf weißen Sparren auf rotem Grund und rechts oben und links unten die brennenden Berge von Brennberg.

 

„Unsere Familie war über viele Generationen hinweg in diplomatischen Diensten der Kurfürsten und später Könige von Bayern. Meine Vorfahren waren Gesandte in Wien, Berlin, Paris und St. Petersburg. Besondere Beziehungen bestanden zum Zarenhof unter anderem auch deswegen, weil Maximilian Lerchenfeld durch seinen persönlichen Einsatz bei König Ludwig I. dafür gesorgt hat, dass Klenze als Baumeister nach St. Petersburg ging und dort die neue Eremitage baute. Der letzte Gesandte im Dienst der bayerischen Monarchie war Hugo Graf von und zu Lerchenfeld, der von 1888 bis 1918 in Berlin bayerischer Gesandter war und dort auch den wichtigen Posten des Vorstitzenden des Innenausschusses innehatte. Er war ein großer Freund von Bismarck und galt als eine der elegantesten Gestalten der Berliner Gesellschaft. Kaiser Wilhelm II. hat über ihn gesagt: „Wenn der Lerchenfeld im Raum ist, weiß ich nicht, wer von uns beiden der Kaiser ist.““

 

Sein Neffe, ebenfalls Hugo genannt, war auch Diplomat und in den Jahren 1921 und 1922 bayerischer Ministerpräsident. Danach war er Botschafter der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung der NSDAP im Jahr 1933, als er aufgrund großer Differenzen mit den Machthabern vorzeitig in den Ruhestand geschickt wurde.

 

Das Schloss Köfering ist ein barockes Wasserschloss. Es wurde in der Zeit von ca. 1680 bis 1720 in seiner heutigen Form umgestaltet als repräsentatives Haus wegen der damals erworbenen Freiherrn- bzw. Grafenwürde. Ursprünglich war das Gebäude eine mittelalterliche Burg, die zweimal zerstört wurde, einmal in den sog. „Löwlerkriegen“, in denen sich die landsässigen Adelsfamilien gegen die territorialen Ansprüche der Wittelsbacher erhoben und ein weiteres mal im 30-jährigen Krieg durch die Schweden. Bemerkenswert ist von der Architektur her, dass der Mittelrisalit (üblicherweise der erhöhte und hervorgehobene Mittelteil eines barocken Schlosses) seitlich an den Nordflügel angrenzt, denn der Bau war als vierflügelige Anlage geplant, aber Gottlob ging den Vorfahren das Geld aus, bevor dieses Haus noch größer wurde. So gibt es nur zwei große Flügel im Norden und im Westen und einen kleineren Flügel im Süden. Im Innenhof ist der architektonische Abschluss durch die Säulen bemerkenswert, die den Arkaden am Westflügel genau gegenüber stehen und die gleiche Anzahl haben. Dahinter steht ein Prachtexemplar einer Platane, die in ihrer Größe und Ausformung wohl ziemlich einzigartig in Süddeutschland ist. Köfering ist ein echtes Wohnschloss, das in seiner Ausstattung bescheidener ist als beispielsweise der Prachtbau in Sünching.